Alfons: 10 – Phobie spinnengerecht erklärt

Alfons und ich saßen auf dem Balkon unserer Unterkunft, noch immer im sonnigen Südtirol. Ich hatte eine Focaccia, er saß auf einem kleinen Frühstückstellerchen und labte sich an einer Traube, die er selbst aus meinem Einkaufskorb gefangen hatte. Im Hintergrund war der Berg zu sehen, auf dem wir zuvor gewesen waren. 

»Was genau ist eigentlich eine Phobie?«, wollte er schlürfend wissen – so essen Typen wie er schließlich. 

Kauend dachte ich ein wenig über die Frage nach. »Nun, im Prinzip hast du dann Angst vor einer Sache, vor der du eigentlich keine Angst haben musst.«

Sein Schlürfen endete und sein fragender Blick durchbohrte mich. 

»Naja, nehmen wir die Seilbahn. Wir sitzen hier und sehen ihr seit einer Woche zu. Wie oft ist sie dabei abgestürzt?«

»Ich hab jetzt nicht immer gekuckt. Drei, vier Mal? Du hattest doch so Angst.«

»Na kein einziges Mal! Das ist es eben.«

Sein Blick wurde nur noch fragender und beinahe wäre ihm die Traube entglitten und wie beim Roulette über seinen kleinen Teller gerollt.

»Ok, ich habe auch eine Phobie vor dir.«

»Aber ich tu dir doch gar nichts! Oh. Jetzt hab ich’s«, sagte er und schlürfte direkt und zufriedener an seiner Traube weiter. »Dann ist das ja völlig Banane.«

»Naja, das hilft jetzt nicht so wirklich weiter.«

»Was würde dir denn helfen?«, wollte Alfons wissen und einige seiner Augen lugten dabei über seiner Traube hervor.

»Naja, am liebsten würde ich erstmal alles meiden, was mit Phobien zu tun hat.«

»Du warst mit einer Spinne auf einem hohen Berg …«

»… Weil das genau das ist, was ich tun sollte.« 

»Das raff ich nicht.«

»Nun ja, es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich mit seinen Phobien auseinander zu setzen. Eine davon ist die Konfrontation. Damit komm ich eigentlich ganz gut klar.«

»Hm. Ich kenn da ein paar Leute. Die könnten dir gefallen. Ich lade die nach dem Urlaub gleich mal zu uns ein.«

»Aber nicht Tante Erna, oder?«, gab ich mit Schweiß auf der Stirn zurück. 

»Pf, die kannst du nirgends mit hinnehmen. Wie ein Elefant im Porzellanladen!«

Oh ja, ein Elefant mit acht haarigen Beinen …