
Die Woche war ziemlich intensiv, also musste heute ein Vollbad her. Schön mit Musik, Buch und Schaum. Ok, und Wein. Während ich da so liege und versuche, den Alltag in den Fluten zu ertränken, klopft etwas gegen meine Stirn. Ich kuck nach links und seh schon im Augenwinkel: das Grauen! Aka Alfons Achtbein. Er steht da also und kuckt mich an, irgendwie … neugierig.
»Moin«, sagt er.
»Hi«, sag ich.
»Was machst du da?«
»Baden. Und du?«
»Was ist Baden?«, wollte Alfons recht verblüfft wissen, woraufhin sich eine ganz angeregte Unterhaltung über Hygiene bei Menschen und Arachniden ergab. Ok, ich wollte die Gelegenheit gleich beim Schopf packen und habe Alfons von meiner Spinnenphobie erzählt. Es hat eine Weile gedauert, bis bei ihm der Groschen gefallen war, aber irgendwie hat es ganz gut getan, sich mal so alles von der Seele zu reden.
Er saß da recht lange und starrte mich aus seinen zu vielen Augen an. Irgendwann kam ein kleines Spinnenräuspern von ihm: „Das ist dann wohl so wie es mir mit dir geht.“
„Wie geht es dir denn mit mir?“, wollte ich verdutzt wissen und beinahe wäre mir das Weinglas ins Wasser gefallen. Schaumwein mag ich nicht.
„Naja, du machst mir Angst. Du bist so groß, hast nur zwei Beine – was echt eklig ist – und dann nur so wenig Augen … Total verstörend.“
Jetzt hab ich ihn lange angestarrt und nichts gesagt, unfähig das Gehörte erstmal richtig einzuordnen.
„Ok“, setzte ich also an, „was hältst du davon: wir therapieren uns gegenseitig, ok? Du erzählst mir was über deine Art und ich dir Dinge über meine. Was meinst du?“
„Hm, ich dachte schon, du fragst nie.“
„Wie, du dachtest, ich frage nie?“
„Naja, wie viele Spinnen kennst du, die sich hier neben dich auf den Badewannenrand setzen?“
„Mehr als mir lieb wäre“, rutschte es mir raus.
„Wow.“
„Ok, sorry. Was ist denn so schlimm am Badewannenrand?“
„Wir haben nicht so viel Lust auf so viel Wasser und dieses Minzbad …“
Alfons schien irgendwas in seinem Gesicht zu rümpfen. Eine Nase war es jedenfalls nicht.
„Also das magst du nicht?“, wollte ich wissen.
„Üüüüüberhaupt nicht!“
„Ok, notiert. Wir Menschen mögen manchmal große Höhe nicht so. Wenn wir da runterfallen, ist das eher schlecht für uns.“
„Das kenne ich von Erna. Es gibt verschiedene Spinnenarten. Die, die gerne klettern, und die, die lieber am Boden bleiben. Letztere brechen sich gern mal die Beine und du kannst dir vorstellen, …“
„… dass das nicht so gut ist, wenn man quasi nur aus Beinen besteht“, beendete ich den Satz und nippte verstört am Wein.
„Oh, wir beenden schon die Sätze des anderen“, sagte Alfons verliebt.
Da wurde mir bewusst, das wird ne Reise mit dem Typen …